Wohnen ist ein Grundbedürfnis und kein Luxusgut

Wohnen wird zunehmend zu einem Luxusgut, und die Immobilienbranche steht vor gewaltigen Herausforderungen. Die Kosten explodieren aufgrund einer Erhöhung des Leitzinses, steigender Baustoffkosten und Überarbeitungen bei finanziellen Förderungen, die zu geringer Unterstützung führen. Diese Thematik wurde mir von Rainer Müldner, Helene Stang und Peter Fürderer von der Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen mbH (wbg) erläutert.

Die wbg plant derzeit das Projekt Sturmbühlstrasse, bei dem 70 Wohnungen in Villingen abgerissen werden, um Platz für ein neues Quartier mit 130 Wohnungen zu schaffen. "Die bestehenden Wohnungen müssen abgerissen werden, da eine Sanierung aufgrund baulicher Mängel nicht mehr möglich ist. Einige Decken bestehen sogar noch aus Stroh. Die Bewohner konnten wir während der Bauzeit in unseren anderen Wohnungen unterbringen", erklärte Müldner.

Die wbg hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Wohnungen zu Preisen anzubieten, die dem üblichen Mietspiegel entsprechen. Jedoch sind die steigenden Kosten ein Hindernis, um erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Anhand des Projekts Sturmbühlstrasse verdeutlicht Müldner die Auswirkungen dieser Herausforderungen. Das Projekt wurde ursprünglich mit Gesamtkosten von 33 Mio. € geplant, bei einem Zinssatz von 1% und einem Zuschuss von etwa 3 Mio. €. Die Hälfte der Wohnungen sollte von diesem Zuschuss profitieren, wodurch die Mieten zwischen 6,7 € und 10 € pro Quadratmeter liegen würden. Müldner erklärte jedoch, dass aufgrund der gestiegenen Preise die Kosten nun bei 46 Mio. € liegen, bei einem Zinssatz von 3,5%, während die Förderung lediglich 1,7 Mio. € beträgt. Um die Kosten zu decken, müssten Mieten von über 22 € pro Quadratmeter verlangt werden, was utopisch ist.

Die wbg und ich sind uns einig, dass Wohnen kein Luxusgut sein darf. Ich stehe im engen Austausch mit Klara Geywitz, unserer Bundesbauministerin. Sie und ihr Ministerium arbeiten mit Hochdruck daran, verlässliche und dauerhafte Förderungen zu schaffen. Förderungen müssen planbar und dauerhaft ermöglicht werden, ohne dass sie abrupt enden, sobald das Budget ausgeschöpft ist.

Die Finanzierung von Bauprojekten unterliegt strengen Voraussetzungen. Eine dieser Voraussetzungen ist, mindestens 20% Eigenkapital in liquiden Mitteln zur Verfügung zu haben. Dies stellt für die meisten Wohnungsbaugesellschaften eine Herausforderung dar, da bereits gebaute Wohnungen nicht verkauft werden können, um die Finanzmittel liquide zu machen. Helene Stang, Prokuristin im Bereich Finanzen und Strategie, erläutert: "Die Finanzierung und Umsetzung solcher Projekte wäre einfacher, wenn Bürgschaften über die geforderten 20% Eigenkapital erlaubt wären. Die Kommunen könnten dann als Bürgen auftreten, und wir könnten mehr Fremdkapital nutzen, um das Projekt schneller zu realisieren."

"Das ist ein wichtiger Hinweis, den ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Ministerium für Bau besprechen werde. Unser Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wollen wir erreichen, auch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt", betonte ich abschließend.

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"Sozialstationen vor enormen Herausforderungen" - Derya Türk-Nachbaur in Blumberg

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