Im Gespräch mit Mutpol Tuttlingen über die Herausforderungen in der frühkindlichen Erziehung

Tuttlingen - Die Herausforderungen in der frühkindlichen Erziehung sind in den letzten Jahren spürbar gewachsen, und dies erfordert neue Ansätze in der frühkindlichen Bildung. Davon bin ich, Derya Türk-Nachbaur, nach meinem Treffen mit Dieter Meyer, dem Gesamtleiter von Mutpol Tuttlingen, überzeugt. Wir sehen, dass mangelnde soziale Kompetenzen, Konzentrationsschwäche und übermäßiger Medienkonsum bei jungen Menschen weit verbreiteter sind als noch vor einigen Jahren. Offensichtlich haben auch die strengen Coronaregeln ihre Spuren bei unseren Kindern und Jugendlichen hinterlassen. Meyer hat daher die dringende Notwendigkeit betont, die Bildungsvermittlung bereits im Kindergarten zu stärken, um den Grundstein für eine erfolgreiche schulische Laufbahn zu legen.

"In den ersten Schuljahren rückt der eigentliche Bildungsauftrag immer weiter in den Hintergrund, da den Kindern zunächst vorrangig grundlegende Kompetenzen vermittelt werden müssen. Dies führt leider dazu, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können", zeigte sich Meyer besorgt.

"Durch das Fehlen gesellschaftlicher und familiärer Strukturen fehlt vielen Eltern an Erziehungskompetenzen. Um erfolgreich zu sein, müssen wir die Eltern viel stärker einbeziehen und unterstützen", fuhr Meyer fort. Mutpol bietet bereits Beratung und Unterstützung für Eltern und Familien an, um sie in dieser herausfordernden Situation zu begleiten.

Wenn Unterstützung versagt und Härtefälle das Eingreifen des Jugendamtes erfordern, stoflen die Jugendämter bereits heute an ihre Belastungsgrenzen. Hohe Fluktuationen innerhalb der Ämter und ein Mangel an Pflegefamilien verlangsamen die Prozesse erheblich.

"Die Anforderungen der heutigen Generation an den Arbeitsplatz unterscheiden sich erheblich von früheren Generationen, und wir müssen uns darauf einstellen", äußerte Meyer seine Sorgen hinsichtlich des Fachkräftemangels und der Personalengpässe. Mutpol selbst kann, wie Meyer betont, gut auf dem Arbeitsmarkt bestehen. Um dieser Herausforderung auf breiter Front zu begegnen, müssen die Möglichkeiten zum Quereinstieg in sozialpädagogische Berufe erweitert und entbürokratisiert werden. Anreize wie die Erhöhung des Arbeitslohns allein können nicht die Personallücken schlieflen.

Wir sind uns einig, dass das letzte Kindergartenjahr verpflichtend sein sollte. Dieses zusätzliche Jahr kann dazu dienen, den Kindern wichtige Schlüsselkompetenzen zu vermitteln, die sie für einen erfolgreichen Schulstart benötigen. Dabei geht es nicht nur um schulische Fähigkeiten, sondern auch um soziale und emotionale Kompetenzen, die für das Zusammenleben in der Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind.

"Ich bin überzeugt, dass die Investition in die frühkindliche Bildung eine nachhaltige Wirkung für unsere Gesellschaft haben wird. Ein verbindliches letztes Kindergartenjahr ist ein wichtiger Schritt, um die Bildungschancen für alle Kinder zu verbessern und damit auch den Grundstein für eine gerechtere Zukunft zu legen", betonte ich.

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